Aqua de Luna - Synchronschwimmen und Wasserballett der besonderen Art
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  Das Tauchboot der Ballerina zurück  
 
Ballet-Tanz   [vom Jahrbuch 2000, Autor: Hartmut Regitz]
Aus der Männerdomäne ist eine Frauendomäne geworden: Spätestens seit 1816 tanzt man unter Wasser. Ein Bericht aus dem Berliner Friedrichstadtpalast von Hartmut Regitz
Ein "Ballettbein", bitte! In "gestreckter Rückenlage", wie es so schön im Verbandsdeutsch heißt, liegen die Nixen auf dem Nass. Und selbst wenn die sechs Schwimmerinnen dabei nicht die geringste Anstrengung erkennen lassen, heben sie zur selben Zeit kraftvoll das rechte Bein, bis es sich senkrecht zur Wasseroberfläche streckt. Sinken sie in selber Position jedoch ab, bis nur noch der Fuß, "mit dem Wasserspiegel zwischen Knie und Knöchel" sichtbar ist, erhöht sich nicht nur der Schwierigkeitsgrad von 1.6 auf 2.1 Punkte. Man spricht auf einmal auch vom "Tauchboot" - nicht sonderlich überraschend angesichts einer Sportart, die zur Hauptsache im Wasser stattfindet. So nennen sich ein paar der wichtigsten Wettkampfübungen "Albatros", "Delphin", "Schwertfisch" oder "Tümmler". Andere wiederum tragen Bezeichnungen wie "Ballettbein", "Ballerina", "Pirouette" oder "Spagat" und verraten einen Einfluß, der uns hier mehr interessiert.

"Ich habe eine tänzerische Grundausbildung", gesteht Yvonne Klehr und spricht von ihrem Sport, als wär` er eine Kunst: "Wir schwimmen nicht einfach hin und her, sondern können uns dabei künstlerisch entfalten. Und doch ist und bleibt Synchronschwimmen für mich in erster Linie ein Sport, selbst wenn seine ästhetische Ausrichtung unverkennbar ist." Yvonne Klehr versteht sich nach wie vor als Sportlerin, schließlich entstammt sie einer sportlichen Familie. Sie sieht sich inzwischen aber auch als Künstlerin - und verdient damit Geld. "Ich habe mich zwar als Synchronschwimmerin qualifiziert, trainierte erst beim SV Empor, dann beim Polizei-Sport-Verein Berlin, nahm an Meisterschaften teil, war Berliner Vizemeisterin." Seit ein paar Jahren arbeitet sie jedoch, mittlerweile 21-jährig, als Managerin der Gruppe Aqua de Luna und schwimmt bei allen Shows des Berliner Friedrichstadtpalastes von Erfolg zu Erfolg - erst als "Fisch" bei den "Sternen", dann im "Cinema", zuletzt in den "Elements". Auch bei der "Revue Berlin", der neuesten Produktion, ist sie mit ihren "Mädels" ab Herbst wieder dabei.

Die Frauen bleiben beim Schwimmen unter sich. Allenfalls in Amerika kennt man William Aaron May als das höchst bedauernswerte Mitglied eines Nationalteams, das sich umsonst um seine Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Sydney bemüht. Dabei ist gerade das Synchronschwimmen, lange Zeit auch als Kunstschwimmen, Reigenschwimmen oder Wasserballett bekannt, ursprünglich eine männliche Erfindung. "Das schönste Schauspiel ist es für die Zuschauer", wird im Programmheft zu den 44. Deutschen Meisterschaften im Synchronschwimmen eine Zeitschrift aus dem Jahr 1816 zitiert, "wenn sie Jünglinge und Männer im Spiegel des Wassers sich üben und in mannigfaltigen bildlichen Kunstfiguren sich gruppieren sehen". Knapp hundert Jahre später, 1907, schaffte das andere Geschlecht seinen Durchbruch, und ein Verdrängungskampf begann. Seit 1992 gehört die Sportart zu Olympia - die einzige Disziplin als reine Frauendomäne.

Yvonne Klehr kann darin nichts Diskriminierendes finden: "Was soll daran schön sein, wenn ein behaartes Männerbein aus dem Wasser ragt?" - und verweist auf die Voraussetzungen ihres Sports: auf die Lust am Schwimmen, die Dehnbarkeit der Muskeln, eine gute Lunge, die Eleganz der Bewegung, die Gleitfähigkeit des Körpers, sein Styling, der Sexappeal, nicht zu vergessen: auf eine Musikalität, ohne die unter oder über Wasser überhaupt nichts läuft. "Synchronized swimming", wie man seit 1934, seit der Weltausstellung in Chicago sagt, meint schließlich nicht nur die Gleichschaltung innerhalb einer Gruppe, sondern den Einklang mit der Musik. Deshalb gibt es außer dem Wettbewerb zu zweit, zu viert oder zu vielen auch eine Pflicht und Kür für die "Solistin". Und wie bei anderen "kompositorischen Sportarten" führen die Kanadier, die Amerikaner, die Franzosen, Japaner und Russen.

Allein lässt sich allerdings kein Bild legen, keine Choreografie entwickeln, und darauf kommt es den "Mädels" in Berlin vor allem an. Das Haar frisch gegelt, das Gesicht gut geschminkt, die Nase fest verklammert, stellen sie sich nicht mehr der Konkurrenz. Sie machen vielmehr das Bad zur Bühne, tauchen tanzend - oder bilden, auf dem Wasser liegend, kaleidoskopartig ein Kreuz. Alles fließt, und deshalb gruppieren sich die Synchronschwimmerinnen immer wieder aufs neue. Ein "Ballettbein" kann zwischendurch ja ganz schön sein. Ein Spagat ist spektakulär. Aber der Sport verlangt nach mehr, und mit ihrer Kunst sind Klehr & Co. noch lange nicht am Ende.
 

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